Samstag, 21. Februar 2009

Todesstrafe wegen der Finanzkrise abschaffen...

.... wie menschenverachtend ist das denn? Als ich den Welt-Artikel US-Bundesstaaten wird die Todesstrafe zu teuer las, konnte ich meinen Groll nicht mehr verbergen.
Es geht den Verantwortlichen nicht darum, dass die Todesstrafe menschenverachtend ist und in keinem demokratischen, freiheitlichen Land etwas zu suchen hat. Nein, man überlegt gerade die Todesstrafe abzuschaffen, weil sie teurer ist, als eine lebenslängliche Haftstrafe. Sie kostet nämlich 1,26 Millionen Dollar. Eine lebenslängliche Haftstrafe hingegen "nur" 740.000 Dollar.
Es ist beschämend für ein Land, wie die USA, dass es dort in einzelnen Bundesstaaten noch die Todesstrafe gibt und das eine generelle Debatte darüber erst stattfindet, wenn die Kassen leer sind. Dies zeigt eindeutig, dass keinerlei Hinterfragung der Todesstrafe stattfindet. Was passiert denn, wenn die Wirtschaftskrise wieder vorbei ist? Gibt es dann wieder mehr Todeskandidaten? Gerade die USA muss in dieser Sache endlich Vorbild sein und die Todesstrafe aus ihrer Rechtsprechung verbannen und das unabhängig von einer möglichen Finanzkrise.

9 Kommentare:

Fabian Ettrich hat gesagt…

Ich denke auch, dass die Haltung für oder gegen die Todesstrafe eine moralische Frage ist und weniger eine finanzielle. Wenn jedoch die Finanzkrise Ihren Teil dazu beiträgt, dass die USA auf dem Gebiet dazulernen, dann solls so sein. Hauptsache die Todesstrafe bleibt dann abgeschafft.

Anonym hat gesagt…

Ich habe den Artikel in der "Welt" nicht gelesen - aber ich denke man muss den Sachverhalt sehr differenziert anschauen.

In der Tat gibt es einige US-Bundesstaaten mit Bestrebungen die Todesstrafe abzuschaffen; New Mexico (mit nur 2 Gefangenen im Todestrakt, seit Jahren keine Hinrichtungen mehr), Maryland, Colorado und einige mehr. Und es ist nicht sicher ob dies in diesen Bundesstaaten gelingt.

Gleichzeitig gibt es aber auch US-Bundesstaaten in denen die Todesstrafengesetzgebung verschärft werden soll - darunter Utah und Virginia.

Laut der letzten Gallup Umfrage ist immer noch mehr als die Hälfte der US-Amerikanerinnen für die Todesstrafe, so dass das finanzielle Argument anscheinend das einzige Argument ist das eventuell weiter hilft. Todesstrafenbefürworter werden aber argumentieren (und diese Argumentation ist logisch): "Verkürzt die Berufungsverfahren, dies verkürzt die Zeit im Todestrakt bis zur Hinrichtung und spart somit Geld." (Der Giftcocktail kostet übrigens keine 50 Dollar...) Mehr dazu auch bei mir: http://www.aedpa.net

Joachim

Fabian Ettrich hat gesagt…

Ja, tolles Argument: Kurze Berufungsverfahren, weils Geld spart. Ob das noch was mit Humanismus zu tun hat???

Anonym hat gesagt…

Hallo Fabian,

mit Humanismus hat dies in der Tat nicht viel zu tun, aber es ist die gesellschaftliche Realität. Die BefürworterInnen der Todesstrafe denken auch nicht unbedingt in einer "humanistischen" Kategorie. Kommt man ihnen mit Humanismus würden sie fragen ob der Mörder ihres Ehemannes/Freundes/was auch immer humanistisch handelte als er den Mord beging.

Die andere Frage ist die, was als Alternative zur Todesstrafe in Betracht kommt. Lebenslänglich ohne Begnadigungsmöglichkeit (was lebenslange Inhaftierung bis zum Tode bedeutet). Ist dies humanistischer?

Ich bin jetzt über 6 Jahre mit diesem Thema beschäftigt und für mich persönlich wird immer deutlicher dass die ganze Thematik an einer einzigen Frage hängt: Was ist der Mensch? - und damit verbunden: Verliert ein Mörder durch die Tat sein Menschsein? Bejahe ich die letzte Frage sind allen Hinrichtungskammern Tor und Tür geöffnet. Verneine ich sie, ist die Beweisführung schwierig und nicht konsequent durchzuhalten. Tatsächlich sind die Gegner der Todesstrafe in einer Zwickmühle - nicht die Befürworter.

Joachim

Fabian Ettrich hat gesagt…

Da hast Du natürlich recht. Nur müssen wir überlegen, wohin die Todesstrafe für Mord-Spirale führt. Das sieht nach Blutrache aus und nicht nach Zivilisation.

Zwischengeschaltet ist da in diesem Falle der Staat mit seinem Gewaltmonopol. Und ja- eine Haftstrafe halte ich für humaner. Oder würdest Du Mord nicht bestrafen wollen?

Ich verstehe Deine Gedankengänge, bis wann ein Mensch ein Mensch ist.

Die Argumentation, dass die Gegner der Todesstrafe einseitig in einer Zwickmühle wären, kann ich nicht teilen. Die müssen zwar abwägen, welche Strafe angemessen ist (außer der Todesstrafe), haben aber kein Menschenleben auf dem Gewissen. Gerade als Christ kann das Eintreten für die Todesstrafe doch nur zu einer inneren Zwickmühle führen, oder?

Anonym hat gesagt…

Hallo Fabian,

in der Tat sieht die Todesstrafe nach Blutrache aus und vermutlich ist sie dies auch; nur eben staatlich sanktioniert.

Natürlich bin ich dafür dass Mord bestraft wird. Und ich bin auch der Auffassung dass in manchen Fällen eine lebenslange Haftstrafe ohne Begnadigungsmöglichkeit angemessen ist. Aber gerade diese wird auch in "Menschenrechtskreisen" zu Recht diskutiert. Angenommen jemand begeht mit 20 einen vorsätzlichen Mord (z.B. weil er drogenabhängig ist und Geld braucht): Ist es dann richtig diesen Menschen bis ans Lebensende zu inhaftieren?

Ich glaube als Christ gerät man nicht in eine Zwickmühle wenn man für die Todesstrafe plädiert. Die Bibel ist diesbezüglich mehr als zweideutig, und Thomas von Aquin hat in seinen beiden "Summen" die Todesstrafe verteidigt. Auch der Weltkatechismus der römisch-katholischen Kirche lässt die Todesstrafe als seltene, letztmögliche Strafe zu. Und als Benedikt XVI noch Joseph Kardinal Ratzinger war und Chef der Glaubenskongregation hat er die katholischen Bischöfe der USA gemaßregelt weil sie die Todesstrafe vehement ablehnen und sich entsprechend engagieren. Nicht zuletzt sei an die fundamentalistischen Christen im Bible Belt erinnert die ebenfalls die Todesstrafe befürworten.

Ich glaube Religion als Fundament einer Ablehnung der Todesstrafe ist sehr brüchig.

Joachim

Fabian Ettrich hat gesagt…

Die Bibel ist in der Tat voller Widersprüche. Jedoch sollten allein die zehn Gebote ein Argument gegen die Todesstrafe sein.

Für mich perönlich kann ein Christ nicht für die Todesstrafe sein. Ich kann daran nämlich nichts christliches erkennen- im Gegenteil.

Gerade, weil die Bibel an der Stelle zweideutig ist, sind Zweifel angebracht.

FDominicus hat gesagt…

Kommt auf das Testament an. Im alten
Testament ist Gott ziemlich "teuflisch". Und Milde und Vergebung ist da nicht vorgesehen...

Wenn man das Neue Testament nimmt, dann ist die Sache klar anders....

Für einen "Unveränderlichen" gibt es da schon ziemliche "Veränderliche"

Fabian Ettrich hat gesagt…

Das stimmt. Wenn man etwa "Exudus" im AT liest, schauert es einem doch...